Das Osterfeuerwerk von Chios

RAKETENKRIEG

Chios, Griechenland

Schokohasen und bemalte Eier? Den Bewohnern der griechischen Insel Chios müssen unsere Osterfeste ganz schön lahm vorkommen.

Dort ist nämlich Tradition, dass zwei Kirchen sich gegenseitig mit Feuerwerkskörpern beschießen. Wie besinnlich…
Die beiden rivalisierenden Glaubensgemeinden haben ihren Sitz auf gegenüberliegenden Bergen. Zehntausende selbstgemachte Raketen werden über das Tal geschleudert.

Das Bullseye ist der gegnerische Glockenturm. Weil es so gut wie unmöglich ist, einen Sieger zu ermitteln, einigt man sich aber jedes Mal auf ein Unentschieden und ein Rückmatch im nächsten Jahr.

Und warum das Ganze?

Der Legende nach geht das Ritual auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurück, als die Griechen vielerorts gegen die osmanische Herrschaft rebellierten. Nachdem der Sultan auch noch das Osterfest verboten hatte, täuschten die Bewohner von Chios einen Krieg vor. Dadurch trauten sich die Besatzer nämlich nicht mehr vorbei – und man konnte in Ruhe Eier suchen und über die Auferstehung Christi sinnieren.

Manche Locals behaupten sogar, früher seien für das Spektakel echte Kanonen verwendet worden. 😲
Jedes Jahr in der Nacht zum Ostersonntag wird die idyllische Insel in Flammen gehüllt. Auf Griechisch heißt die Festivität „Rouketopolemos”.

Du erreichst Chios am besten mit der Fähre aus Çeşme in der Türkei. Çeşme ist etwa eine Stunde Autofahrt von Izmir entfernt. Fähren aus der griechischen Hafenstadt Piräus gibt es auch. Die brauchen allerdings knapp zehn Stunden.