Mit 20€ in Moldawien

MIT 20€ IN MOLDAWIEN

Chișinău, Moldawien

Es muss dir nicht unangenehm sein, wenn du Probleme hast, Moldawien auf einer stummen Karte zu finden. Das geht den meisten Menschen so und könnte damit zu tun haben, dass es die Republik Moldau, wie man offiziell sagt, erst seit 1991 gibt.

Wie so viele Post-Sowjet-Staaten wird sie von der Tourismusbranche noch sträflich unterschätzt und ist deshalb spottbillig. Was man mit 20€ anstellen kann? So einiges.

Gibt’s was umsonst?

Sowjetische Architektur hat nicht den Ruf, besonders ästhetisch zu sein. Je länger man durch die moldawische Hauptstadt Chișinău marschiert, entwickeln die brutalistischen Ruinen und die Geschichte, die in ihnen schlummert aber einen geisterhaften Charme.
Die Kathedrale der Geburt des Herrn sticht heraus wie ein Gratis-Goodie in einer Müslipackung. Von außen hat sie ein schlichtes Weiß, aber im Inneren glitzert das Gold von allen Wänden. Schreite durch den kleinen Triumphbogen von Chișinău, bevor du das Bling-Bling unter die Lupe nimmst.
Um dir einen Überblick über die Stadt zu verschaffen, schlepp dich auf den Wasserturm. Er beherbergt auch ein städtisches Museum und auf der Terrasse ist’s bei Sonnenuntergang natürlich besonders schön.
Wenn du dich ausreichend orientiert hast, ist der Chișinăuer Markt der perfekte Ort, um sich Hals über Kopf ins moldawische Leben zu stürzen. Lass dir von netten Omis frisches Gemüse einpacken, kauf deiner eigenen Omi ein Souvenir und probier die Süßigkeiten der landeseigenen Marke Bucuria.
Anschließend kannst du im Parcu Valea Morilor einen Mittagsschlaf machen oder weiter erkunden. Zu dem riesigen Park gehören ein künstlicher See und ein Strandbereich und die Ruinen eines ehemaligen Freizeitparks.

Für 'nen Fünfer

Von A nach B zu kommen, wird in deinem Finanzplan kaum ins Gewicht fallen. Nicht nur ist Chișinău so klein, dass man vieles zu Fuß erreicht. Ein Tram-Ticket kostet zwei Moldauische Lei, umgerechnet etwa neun Cent. Nein, da ist kein Komma verrutscht.
Für zehn Lei (keine 50 Cent) kannst du dann auch schon das Muzeul Național de Artă besuchen. Es sind Skulpturen und Malereien moldawischer Künstler ebenso wie Sammlungen osteuropäischer und russischer Kunst ausgestellt.
Im Coffee Molka gibt’s den stärksten Kaffee der Stadt – und damit ist nicht immer der Koffeingehalt gemeint. Kaffee mit einem Schuss Cognac ist sowas wie eine örtliche Spezialität und es guckt auch niemand doof, wenn du den schon um 10 Uhr morgens bestellst. Preis: Weniger als ein Euro.

Für 'nen Zehner

Zu jedem Trip gehört ein bisschen Geschichtsunterricht. Die wichtigste historische Städte und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Republik Moldau ist Orheiul Vechi, ein Gebiet, in dem schon seit der Steinzeit Menschen leben. Mit Hilfe der Überreste alter Badehäuser und eines Höhlenklosters kann man sich das vorstellen.

Fahr bis zum Dorf Butuceni und geh dann zu Fuß weiter. Am Infozentrum Orheiul Vechi kriegst du eine Karte – damit die Wanderung nicht im Fluß Răut endet.
Gut und günstig – La Placinte erfüllt alle deine Ansprüche an ein Restaurant.

Probier dich durch die Klassiker der moldawischen Küche: Klöße, Pasteten und ganz viele scharfe Sachen, für die es keine deutsche Übersetzung gibt. Abhängig von den Englischkenntnissen des Kellners wird es aber eh ein Überraschungsmenü, gepaart mit einem Cricova Criseco Brut – quasi der Champagner Moldawiens. Am Ende stehen trotzdem nur zehn Euro auf der Rechnung.
Für eine bodenständige Mămăligă (moldawische Polenta), geh ins Propaganda Café. Dort stehen mehr Vintage-Möbel als auf jedem Flohmarkt und eine Hauptspeise kostet etwa fünf Euro.

Gönn Dir

Jede zweite Flasche Wein, die in der Sowjetunion getrunken wurde, kam aus Moldawien.

Kein Wunder also, dass sich hier nicht nur ein Keller, sondern ein ganzes unterirdisches Labyrinth voller Wein befindet. Nirgendwo auf der Welt werden mehr Flaschen gelagert – um sie zu zählen, hat das Team vom Guinness-Buch der Rekorde fast ein Jahr gebraucht.

Wer an einer Tour teilnehmen will, muss mit dem Auto kommen – die Gänge der „Weinstadt” Milestii Mici sind insgesamt knapp 55 Kilometer lang. Der Eingang liegt etwa 16 Kilometer von der Hauptstadt Chișinău entfernt.

Kurz Gesagt

Moldawien sieht man nicht auf den Covern der Reisemagazine. Die Balkan-Republik ist unterschätzt: Sie hat historische Ruinen, eine aufstrebende junge Kulturszene und ist nicht zuletzt eines der günstigsten Länder Europas. Schmeiß eine Runde und freunde dich mit den Locals an! 👌