Venedig für Fortgeschrittene

VENEDIG FÜR FORTGESCHRITTENE

Venice, Italien

Venedig – die Stadt romantischer Bootsfahrten, mysteriöser Karnevalsmasken und leerer Urlaubskassen.

Der Tourismus hat Europas Märchenstadt Nummer eins übel mitgespielt. Wer nicht aufpasst, zahlt auf dem Piazza San Marco 30 Euro für einen Espresso und einen Aperol Spritz. Wer es schafft, um die Abzock-Schuppen und die genervten Locals Slalom zu laufen, findet aber eine Stadt aus Holz und Marmor, vollgestopft mit altehrwürdiger Küche und Kultur.

Hier sind die Dos und Don’ts für Venedig.

DO: Komm mit dem Boot

Den besten ersten Eindruck bekommt man, wenn man mit dem Vaporetto (Wasserbus) wie ein Schwan in die Stadt gleitet. Bleib gleich sitzen, um den Canal Grande mit all seinen Brücken und Palästen zum Preis einer Fahrkarte zu erkunden.

Profi-Tipp: An den Automaten bilden sich lange Schlangen. Hol dir eine Zeitkarte für 24 oder 72 Stunden, um Zeit und Geld zu sparen.

DO: Sieh die Sehenswürdigkeiten

Lass dich von den Touri-Massen (und den Taschendieben) nicht abschrecken. Du bist nicht nach Venedig gekommen, um im Café zu sitzen und zu lesen.

Die Stadt hat viele weltberühmte Sehenswürdigkeiten – so viele, dass man sie unmöglich alle bei einem Trip abhaken kann. Markusdom, Dogenpalast und Seufzerbrücke gehören zu den Favoriten. Buch eine Tour, um die langen Schlangen zu überspringen. Deine Zeit ist kostbar in Venedig.
Profi-Tipp: Die Seufzerbrücke kann man auch von innen sehen. Dann guckt man durchs Fenster auf die Unwissenden, die sich auf der gegenüberliegenden Brücke stapeln, um ein Foto zu schießen.

DO: Geh in die Oper

„Ich bin doch nicht 80.”

Banause! Eine „reisende Oper” von Musica a Palazzo ist ein besonderes Erlebnis. Die Besucher folgen den Sängerinnen und Sängern durch die verschiedenen schicken Zimmer des Palazzo Barbarigo Minotto, sitzen mit ihnen am Esstisch oder hören eine Arie im Schlafzimmer. Das Ganze ist sehr intim und sehr sexy.

Profi-Tipp: Zugegeben, 85€ sind viel Geld. Alternativ kann man das Kammerorchester Virtuosi di Venezia und seine Sängerinnen und Sänger schon für 25€ sehen.

DO: Lies die Venezia News

Um eine Live-Musik-Bar zu finden, die nicht überteuerter Touri-Nepp ist, muss man Pfadfinder sein – oder die Venezia News lesen. Das Stadtmagazin wird auf Englisch und Italienisch herausgegeben und listet alle großen und kleinen Gigs des Monats. Es liegt kostenlos aus und ist in weniger touristischen Ecken wie auf dem Campo Santa Margherita oder der Fondamenta della Misericordia am einfachsten zu finden.

Profi-Tipp: Wenn nicht grad Karneval ist, ist Venedig keine Stadt für Partys bis früh morgens. Wer Nightlife sucht, muss zurück aufs Festland.

DO: Besuch die Inseln

Drei verschiedene Inseln sind bequem per Wasserbus erreichbar: Murano ist für Glaskunst bekannt, Burano für Seide und farbenfrohe Häuser und auf Torcello steht eine Kathedrale voller byzantinischer Mosaike. Besuch alle drei an einem Tag und pick deinen Favoriten.

Profi-Tipp: Die V.I.A. Factory auf Murano öffnet ihre Werkstatttore auch für Touristen. Beobachte die Glasbläser bei der Arbeit und besorg dir ein hübsches Souvenir für deine Fensterbank.

Und nun: Fünf Dinge, die du in Venedig lieber NICHT tun solltest.

DON'T: Gondel fahren

Gondelfahrten sind wahnsinnig teuer und nur denen zu empfehlen, die aus wirklich jeder Perspektive ein Selfie machen wollen. Hüpf stattdessen in ein Traghetto – das sind die Fährboote, mit denen die Locals von A nach B kommen und die kosten nur zwei Euro die Fahrt.

Profi-Tipp: Im Traghetto sollte man stehen und keine Fotos machen, wenn man sich nicht mit den anderen Fahrgästen anlegen will.

DON'T: Am Piazza San Marco etwas bestellen

Nicht nur kostet hier ein Kaffee schon einen Zehner. Du bezahlst auch für die Kapelle am Nebentisch, für den Service und im Prinzip einfach dafür, am Piazza San Marco zu sein. Wenn’s unbedingt sein muss, geh in den Innenbereich eines Cafés und trink den Kaffee im Stehen. Das ist am günstigsten.

Profi-Tipp: Guck dir den Platz im Vorbeigehen an und setz dich dann vor ein Café eine Brücke weiter. Das ist noch günstiger.

DON'T: Touri-Restaurants besuchen

Ein Restaurant mit einer deutschen Karte oder gar einem „Menu Turistico” ist immer ein Warnsignal. Misch dich stattdessen unter die Italiener und teste die Kochkünste der Osteria Da Fiore, der Trattoria Da Remigio oder des Vini da Gigio.

Profi-Tipp: Mach das Mittagessen zur größten Mahlzeit des Tages. Viele kleine Lokale wie das Bea Vita haben mittags ein „Menu Operai” (Arbeitermenü). Eine Hauptspeise kostet dann nur um die zehn Euro.

DON'T: Pizza bestellen

In Italien keine Pizza bestellen? Möglich, dass das dein Weltbild mehr erschüttert als ein neues Beyoncé-Musikvideo. Venezianische Pizza ist aber tatsächlich schlechter als im Rest des Landes. Das liegt daran, dass Holzöfen verboten sind – aus Sicherheitsgründen, weil in der Stadt so viel Holz verbaut ist.

Profi-Tipp: Halt dich an die Meeresfrüchte: Hummer, Muscheln oder die Spezialität Baccalà Mantecato, eine Creme aus Stockfisch, Kräutern und Knoblauch.

DON'T: Im Harry's einen trinken

In Harry’s Bar soll der Bellini erfunden worden sein, ein Longdrink aus Prosecco und Pfirsich, und Katharine Hepburn war auch mal da. Deshalb kommen jetzt die Touris in Scharen und ein Bellini kostet 17€. Du bist klüger als das.

Profi-Tipp: Gönn dir einen günstigen Aperol Spritz in einem Bacaro (Weinbar). Das Bacaro Risorto ist nur 300 Meter vom Markusplatz entfernt.
Inspiriert? Speicher diesen Trip für später. 💚